Verlassen, zerstört, simpel, wunderschön. Das waren die Worte, die mir im Kopf schwebten, als wir am Fenster vom Zug standen und durch die Dörfer und Felder in Tschechien gerushed sind. Mehr Idylle ging garnicht, und diese Exkursion von meiner Fachschaft war das beste, wofür ich mich in diesem Semester hätte entscheiden können. Abgesehen von meinem Kumpel G. kannte ich noch keinen der anderen 20 Leute, aber das hat sich ziemlich schnell geändert. Es hatte circa tausend Grad draußen, und alle standen am Zugfenster, als wir endlich in České Budějovice, besser bekannt als Budweis (ja, Budweiser Bier kommt da her - was glaub ihr was wir ausschließlich getrunken haben?) angekommen sind.
Wir wohnten in einem crazy Studentenwohnheim, das um 12 schon geschlossen wurde und erst um 5 wieder aufmachte. Am ersten Tag sind wir nur durch Budweis gelatscht, und haben Geld getauscht - und wenn jemand 500 Kronen (18€) als Provision verlangt, kann mir keiner erzählen, dass das normal ist. So eine Abzocke, aber ich hab das natürlich erst am nächsten Tag gecheckt. Lag aber daran, dass wir uns die erstbeste und gleichzeitig korrupteste Wechselstube ausgesucht haben. Wir wurden von einem lokalen Schriftsteller herumgeführt - und die Stadt war sooo schön, dass es kaum auszuhalten ist. Am Fluss war ein kleiner See, auf dem eine Bühne aufgebaut war, wo einfach eine Big Band gespielt hat, for free, und die waren verdammt gut. Nebenbei Mojito für 3€ slürpen, richtig nice. Gegenüber von uns hatte ein Typ einen Laden, der sogar sonntags um Mitternacht noch für uns geöffnet hat, als er sah, dass wir im Unterbier waren. Das Essen in den Restaurants war sooo günstig, und so unglaublich gut, dass es sich sogar lohnen würde, nur zum Essen nach Böhmen zu fahren.
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Marktplatz @ nighttt |
Am nächsten Tag gings mit unserem lebensmüden Kleinbusfahrer nach Kruma
u (Český Krumlov), eine kleine Stadt, die eigentlich noch schöner ist als Budweis, was im Prinzip garnicht möglich ist. Da die Stadt noch kleiner ist, was alles NOCH billiger, wir haben uns das Schloss angeschaut und ich habe etwas verrücktes mit Hirse gegessen, ich frage mich bis heute, ob da Pilze drin waren (pfui). Was man festhalten kann: Überall gibt es Himbeerlimonade. Und die ist nicht zu übersüßt oder künstlich, aber auch nicht zu wässrig, also richtig perfekt. Eine Sache, die auch ziemlich bemerkenswert ist: Der ganze Stuck und die Verzierungen an den Häusern sind nur aufgemalt. Das sieht trotzdem geil aus, vielleicht sollte ich das mal probieren lololol. Außerdem geil in Krumau: Das Egon-Schiele-Zentrum, richtig fette Kunst.
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Ich freue mich über mein Essen (und Himbeerlimo) |
Am nächsten Tag gings nach Slavonice, ein Renaissance Städtchen, 3km von der österreichischen Grenze entfernt. Dass ich am Abend zuvor aus dem 1½-sten Stock gesprungen/gefallen bin und mir dabei den krassesten blauen Fleck mit 10cm Durchmesser geholt habe, ist dabei nur Nebensache. Leider habe ich gerade keine Bilder von Slavonice, aber der Stadtplatz war abgesehen von dem Brunnen nur voller asiatischer Ramschläden, und die meiste Zeit bewegten wir uns eh im Underground. Uhhh ja. Untergrund. Die Stadt besitzt lauter unterirdische Gänge, die zur Hälfte überflutet sind, wo wir eine Führung bekamen. Die Tunnel waren teilweise so eng, dass ich wirklich dachte, ich bleib stecken, und da ich nicht super-dick bin, ist das wirklich bedenkenswert. Aber wenn 10 Leute vor und hinter dir stehen und du nichts siehst, bis auf die glitschigen Lehm-Wände, kannste ja nich einfach ma stehn bleiben. Doch anscheinend hat es einst auch eine Person mit 2,05m und 130kg durchgeschafft (ich frag mich nur wie?). Als wir dann am anderen Ende der Stadt wieder die Oberfläche erblickten, wars ziemlich heftig, eingepackt mit Schutzkleidung wie Aliens bei 40° über den Stadtplatz zu laufen - aber yoloooo! Danach gings kur
z nach Třeboň nach, wo wir mit dem Schiffchen einmal über den See
Svet gefahren sind, was übersetzt "Welt" heißt (also einmal um die Welt hihihihi). Danach ab ins Schwimmbad und in den Park! #killdenwein #auchdiezweiteflasche
Am nächsten Tag gings wieder nach Hause, allerdings mit Zwischenstop in Pilsen (ja, ...Pils.. Bier). Dort ist schlauerweise mein Akku leer geworden, und der Ersatzakku war im Koffer am Bahnhof. Supiiiiiih. Deswegen nur ein Bild von dem schicken Bahnhof. Da Pilsen derzeit Kulturhauptstadt Europas ist, war alles total schön herausgeputzt, und vom Turm der Kathedrale hat man einfach alles gesehen, das war's soooo wert da rauf zu steigen! Nach dem Essen waren wir noch in der Maori-Ausstellung von Gottfried Lindauer, was auch total zu empfehlen ist. Dann gings ab nach Hausi, und das war das erste Mal, dass ich nach einer Reise nach München zurückkehre, und nicht zu meinen Eltern. Böhmen, i love yuh.
Und jetzt noch ein
Insidertipp: Mit dem Bayern-Böhmen-Ticket kann man ähnlich billig wie mit dem Bayern-Ticket bis nach Pilsen fahren (bzw. Budweis, weil das südlich von Pilsen liegt). Wenn man sich dann in Pilsen ein Ticket nach Prag kauft, kostet das ca. 4€, also kommt man so von Bayern für unter 20€ nach Prag. Aaaaalledings kann man das Bayern-Böhmen-Ticket nur in Deutschland kaufen (wieso auch immer), also dann einfach ein zweites für euren Abreisetag kaufen und mitnehmen, damit ihr auch wieder ganz billig von Prag nach Hause kommt. Cheers!